Kopftücher und Hijabs sind so vielfältig wie die Frauen, die sie tragen. Für Nichtmuslime wirft das Thema muslimische Kleidung viele Fragen auf.
Aber auch Muslima machen sich Gedanken, wie es ist, in Deutschland Hijab zu tragen.
Am besten ist es, diese Fragen in einem Gespräch mit einer muslimischen Frau zu beantworten.
„Das Kopftuch hilft mir als äußerliches Zeichen, das zu werden, was ich sein will.“
Die wichtigste Frage kommt zuerst: Was bedeutet Ihnen der Hijab?
Natürlich ist es ein Ausdruck der Religion und ein Zeichen der Identität.
Das Hijab-Tragen hat mir als Konvertitin meine Identität gegeben. Es ist ein äußerliches Zeichen dafür, was in dir werden soll.
Es hilft mir, meine Identität nach außen zu zeigen. Die äußere und die innere Entwicklung unterstützen sich gegenseitig.
Vollverschleierungen und muslimische Kleidung wie Niqab oder Burka sind in Deutschland selten zu sehen.
Dennoch bestimmen sie die Debatte um das Kopftuchverbot. Wenn Medien und Politiker über ein Kopftuchverbot diskutieren, geht es vor allem um Religion, Freiheit und das Neutralitätsgebot.
Welche Meinung haben Sie zur Diskussion rund um das Kopftuchverbot?
Was sagt ein Kopftuchverbot aus?
Die Kopftuchdebatte empfinde ich als gleichen Zwang, das Kopftuch hier ablegen wie es in anderen Ländern aufsetzen zu müssen. Neutralität lebt keine Diversität und keine Toleranz.
Wir kommen nur weiter, wenn wir uns auf eine gute Art und Weise unterhalten. Wir haben Diversität in der Gesellschaft und am allerbesten ist es, diese Diversität abzubilden.
Durch eine kopftuchtragende Richterin zeigt die Gesellschaft, dass die Religionsfreiheit wirklich gelebt wird.
Welche negativen und positiven Erfahrungen verknüpfen Sie mit dem Kopftuch?
Ich habe wenig Ablehnung erfahren. Das Einzige, was mir wehtut, sind die Fremderfahrungen, die meine muslimischen Schwestern machen.
Zu den positiven Erfahrungen durch den Hijab: Ich erkenne meine Glaubensgeschwister sofort, ich weiß nichts über den Menschen, aber fühle mich verbunden.
Hijab-Style in allen Farben des Regenbogens
Wie passen Ihrer Ansicht nach Hijab, muslimische Kleidung und Mode zusammen?
Der Hijab-Style ist auch dafür da, sich zurückzunehmen in seiner Attraktivität. Andere Menschen hat nicht meine Sensualität zu interessieren, sondern mein Charakter.
Mode und Hijab ist Balance und eine Waagschale.
Die Nîya oder die Intention ist die entscheidende Frage.
Für mich ist momentan wichtig, dass ich einen gewissen Stil habe. Ich akzeptiere und respektiere aber auch, wenn jemand sagt, ich gehe nur in Schwarz aus dem Haus.
Welche Stoffe und Farben bevorzugen Sie für Ihren Hijab-Style?
Stoffe sind eine Herausforderung.
Seide ist deswegen toll, weil sie im Sommer kühlt und im Winter wärmt.
Eine schöne Alternative dazu ist Viskose. Es ist auch ein Naturprodukt.
Ich habe am Anfang viel Polyester getragen und trage es auch jetzt noch. Aber es ärgert mich. Eigentlich will ich es nicht, weil es ökologisch schlecht ist.
Denn Nachhaltigkeit und Ressourcenschutz hat im Islam eine tiefe Tradition.
Bei den Farben habe ich fast alle Töne des Regenbogens in meinem Kleiderschrank.
Ich trage sehr gerne alle möglichen Blautöne. Im Sommer trage ich gerne weiß.
Momentan habe ich Gelb entdeckt, inspiriert durch die indische Mode.
Viele indische Designs lassen sich von Muslimas gut tragen wie die Kurti mit entsprechender Hose.
Beim Kopftuch mag ich persönlich es lieber einfarbig, das lässt sich besser kombinieren.
Vielen Dank für das interessante Gespräch.
Herzlichen Dank, dass ich als „Betroffene“ meine Gedanken dazu äußern durfte und nicht, wie leider so oft, darüber belehrt werde, was mein Kopftuch zu bedeuten hat.
Vielen Dank dafür, dass ich die Gelegenheit hatte, in einem offenen Gespräch die verschiedenen Aspekte muslimischer Bekleidung kennenzulernen.
Mit Blick auf die Medien sind viele Darstellungen oft einseitig, ohne in einen Dialog zu treten, der für gegenseitiges Verständnis sorgt.
Daher bin ich vor allem dankbar für die Einblicke einer Muslima, die mir die Grundlagen des Hijab-Styles und die dahinter stehenden Werte geduldig näher gebracht hat.